Unschooling (auf dt.: Freilernen) ist eine Lernform und Lebensweise, die auf Schule und Belehrung im klassischen Sinne verzichtet. Einfacher gesagt: es ist ein Aufwachsen ohne Schule.
Der Begriff wurde von John Holt, einem US-amerikanischen Autoren und Pädagogen, geprägt.
Unschooler gehen davon aus, dass ein Kind nicht nur selbstmotiviert krabbeln, laufen und sprechen, sondern auch alle die anderen Dinge des Lebens selbstständig (und freiwillig!) lernt, derer es bedarf.
Unschooling setzt folglich auf intrinsisch (von innen) motiviertes Lernen und unterscheidet sich damit grundlegend von der klassischen Schule, die Lernen durch extrinsische (von außen kommende) Motivationen und Anreize praktiziert.
Unschooling ist
- Lernen durch Leben
- Lernen im Leben
- Lernen durch Tun und
- Lernen durch Versuch und Irrtum.
Ausgangspunkt ist immer die Frage bzw. Neugier des Kindes.
Damit fußt Unschooling auf einem Menschenbild, das davon ausgeht, dass jeder Mensch einen "inneren Bauplan" oder auch eine "Bestimmung" mitbringt, die es zu entfalten und zu entwickeln gilt. Nicht der Erwachsene "weiß", was das Kind braucht, sondern das Kind bringt dieses Wissen bereits mit. Die Aufgabe oder Rolle des Erwachsenen besteht darin, (ähnlich Montessoris "Hilf mir, es selbst zu tun") dem Kind dieses Lernen und Ausprobieren zu ermöglichen, also einen geeigneten Rahmen zu schaffen.
Das bedeutet im Alltag beispielsweise, das Kind bei der Informationsbeschaffung zu unterstützen, Fragen zu beantworten, Materialien zur Verfügung zu stellen, gemeinsame Projekte zu verwirklichen sowie anderweitige Lerngelegenheiten außer Haus zu schaffen.
Gerade in heutigen Zeiten des Internets gibt es eine Fülle an verfügbarem Material, aber auch Museen, Besichtigungen und sonstige Ausflugsziele sind natürlich reiche Lerngelegenheiten.
Doch Unschooling unterscheidet sich noch in einem weiteren Punkt vom klassischen Bildungsweg. Unschooling geht davon aus, dass Arbeit Spaß machen darf. Die strikte Trennung zwischen "Arbeit" und "Freizeit" entfällt, da im Idealfall sowohl Eltern als auch Kinder das tun, was sie erfüllt und ihnen Freude bereitet.
Um die normalerweisr durch Schule und Kindergarten entstehenden Sozialkontakte zu schaffen, hat es sich unter Unschoolern etabliert, eng verzahnte Netzwerke (sowohl online als auch in realiter) zu schaffen.
Die Angebote reichen je nach Rahmenbedingungen des Landes und geografischer Dichte an frei lernenden Familien von einfachen Spiel- und Quatschtreffen über Workshops, Kurse und Sportveranstaltungen bis hin zu organisierten Ausflugsveranstaltungen in größeren Gruppen. Diese Form des Lernens unterstützen in England auch zahlreiche Museen und Veranstalter mit speziellen Rabatten für "Home Educators".
Dass ein solches selbstbestimmtes Lernen kein Wunschdenken ist, sondern tatsächlich funktioniert, kann man inzwischen an zahlreichen Lebensläufen z.B. aus den USA nachvollziehen, wo Unschooling und Homeschooling (= Unterricht zu Hause) seit mehr als 30 Jahren praktiziert wird.
Im Unterschied zu den meisten europäischen und vielen englischsprachigen Ländern ist Unschooling in Deutschland jedoch illegal und wurde vom Bundesverfassungsgericht vor einigen Jahren als "Missbrauch elterlicher Sorge" gebrandmarkt. Diese Kriminalisierung und fortschreitende Entmündigung der Eltern ist aus unserer Sicht ein Skandal und eines "demokratischen" Staates wie der Bundesrepublik unwürdig.
So stellt sich die "Unschooling-Szene" in Deutschland eher geteilt dar: es gibt Familien, die in Deutschland offene oder verborgene Möglichkeiten für sich suchen (und finden), während andere Familien den Schritt über die Landesgrenze gehen.
Wir haben uns für letzteres entschieden und leben seit Mitte Mai in England, weil England in Europa für Unschooler die freiesten Rahmenbedingungen bietet.
Happy learning! Willkommen in unserem Leben.
Weiterführende Links:
Wikipedia
Informationszentrum Leben ohne Schule
Bundesverband Natürlich Lernen
Keine Kommentare:
Neue Kommentare sind nicht zulässig.